Das 20. Jahrhundert war in den Niederlanden das Jahr der Königinnen: Während der gesamten 100 Jahre saßen Frauen auf dem Thron. Zuerst bis 1948 Wilhelmina, dann bis 1980 Juliana und für den Rest Beatrix.
Mit der neuen Ausstellung „Gegenspiel – Das Jahrhundert des weiblichen Königtums“ blickt Paleis Het Loo auf diese Epoche zurück. Während das benachbarte Deutschland vier, im Osten sogar fünf unterschiedliche politische Systeme erlebte, sicherten die niederländischen Monarchinnen ein hohes Maß an Stabilität.
Drei Königinnen, drei Wege durch ein Jahrhundert
Die Ausstellung erzählt von der Regentschaft und den persönlichen Herausforderungen dieser drei Königinnen. Besonders vor dem Hintergrund tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche und eines sich wandelnden öffentlichen Blicks. „Gegenspiel“ wirft Fragen nach Identität, weiblicher Macht und politischer Symbolik auf. Die Ausstellung zeigt, wie Wilhelmina, Juliana und Beatrix auf je eigene Weise zwischen Erwartung, Selbstbild und Zeitgeist navigierten. Die Verbindung historischer Kontexte mit aktuellen Diskursen macht die Schau so besonders. Und zwar zu einem ebenso vielschichtigen wie zeitgemäßen Reflexionsraum über Geschlechterrollen, öffentliche Autorität und Wandel.

Deutsch-niederländische Verflechtungen im Spiegel der Monarchie
Die Regentschaften von Wilhelmina, Juliana und Beatrix gleichen einer Masterclass weiblicher Führung. Dies gilt auch mit Blick auf ihre engen familiären und historischen Verbindungen zu Deutschland. Wilhelmina, Tochter der deutschen Prinzessin Emma zu Waldeck und Pyrmont, entwickelte sich zu einer entschlossenen Anführerin mit unverkennbar preußischem Pflichtbewusstsein. Sie hatte eine klare Haltung gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland. Juliana, die in einer Zeit der Öffnung und Unsicherheit erwachsen wurde, studierte als erste Angehörige des Hauses Oranien an einer Universität. Während des Zweiten Weltkriegs übernahm sie eine Schlüsselrolle im Exil. Beatrix schließlich, heiratete den deutschen Diplomaten Claus von Amsberg. Damit wurde sie zu einem Symbol der Versöhnung und führte die Monarchie mit klugem Taktgefühl in die Gegenwart. „Gegenspiel“ beleuchtet, wie diese drei Frauen – inmitten von Nähe und Distanz zum deutschen Nachbarn – neue Wege gingen, Öffentlichkeit gestalteten und Geschlechterrollen neu interpretierten.
Inszenierung, Identität und Macht
Im Zentrum der Ausstellung steht die Frage, wie sich Macht darstellt – und wie sie wahrgenommen wird. „Gegenspiel“ zeigt, wie Wilhelmina, Juliana und Beatrix mit medialer Aufmerksamkeit umgingen. Wie Deutungshoheit ihr öffentliches Bild beanspruchten und damit auch die Regeln der Monarchie neu formten. Die Schau lenkt den Blick auf Bilder, Gesten und Symbole – auf das Zusammenspiel von Inszenierung und Realität, von weiblicher Stärke und gesellschaftlicher Erwartung. Dabei wird sichtbar, wie sehr sich in den Darstellungen der Königinnen auch die sich wandelnden Geschlechterverhältnisse spiegeln – und wie sie diese mitgeprägt haben.
Ein Jubiläum, das in die Gegenwart weist
Im Jahr 2025 jährt sich zum fünfzigsten Mal die Ausrufung des Internationalen Jahres der Frau durch die Vereinten Nationen. Ein Jubiläum, das Paleis Het Loo zum Anlass nimmt, um auf das weibliche Königtum im 20. Jahrhundert zurückzublicken. Gleichzeitig schlägt die Ausstellung eine Brücke zur Gegenwart: Mit dem Gedenken an 80 Jahre Freiheit bildet der Zweite Weltkrieg – als gemeinsamer historischer Ankerpunkt Europas – einen zentralen Moment innerhalb der Schau.
Paleis Het Loo lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, nicht nur Geschichte zu erleben. Sie sollen über die eigene Rolle in der Entwicklung von Geschlechterverhältnissen, öffentlicher Verantwortung und Macht nachdenken. Hier angeregt durch drei Leben, die das heutige Selbstverständnis der Niederlande entscheidend mitgeprägt haben. Die Ausstellung „Gegenspiel“ ist auf Paleis Het Loo vom 18. April bis 31. August 2025 zu sehen.
Das nationale Paleis Het Loo
Paleis Het Loo ist das größte, im Stil des 17. Jahrhunderts erhaltene Schloss des Hauses Oranien-Nassau. Seit 1984 sieht das Publikum hier, wie die Oranier wohnten, arbeiteten und sich an den Gärten, dem Schloss und der Natur erfreuten. Es ist ein Ort mit einer besonderen Geschichte. Paleis Het Loo ist ein nationales Museum. Das Museum bietet ein Podium für Ausstellungen, die das niederländische Königshaus in historischen und heutigen Kontext stellen.
Paleis Het Loo in Apeldoorn, Niederlande, ist ein königlicher Palast, der in ein Museum umgewandelt wurde und Besuchern einen Einblick in die niederländische königliche Geschichte bietet. Der Palast, der ursprünglich im 17. Jahrhundert erbaut wurde, wurde umfassend renoviert und in den letzten Jahren wieder für die Öffentlichkeit geöffnet.
Informationen:
Paleis Het Loo
Koninklijk Park 1, 7315 JA Apeldoorn